Ein Flughafen für den Krieg
Die Geschichte des NS-Fliegerhorst Markersdorf
Von 1939 bis 1945 war in Markersdorf ein Militärflugplatz der Nationalsozialisten in Betrieb, dieser galt als eines der größten Infrastrukturprojekte des NS-Regimes in Niederösterreich. Geplant wurde der Flughafen bereits 1937 unter der austrofaschistischen Diktatur vom damaligen österreichischen Bundesheer. Am 13. Mai 1939 erfolgte schließlich der Spatenstich in persönlicher Anwesenheit von NS-Reichsminister Göring. Der Fliegerhorst umfasste eine Fläche von 640 Hektar und bestand u.a. aus 8 Kasernen, fünf Hangars, einer eigenen Flugzeugfertigung, zwei Heizhäusern, Kraftfahrzeughallen sowie diversen Wirtschaftsgebäuden und Werkstätten. Zudem wurden in Markersdorf vier Wohnblöcke für das Personal errichtet. In Spitzenzeiten waren bis zu 3000 Personen am Fliegerhorst beschäftigt, dies führte zu einem Wirtschaftsaufschwung in der Gemeinde. Ab 1939 gab es in Markersdorf praktisch keine Arbeitslosigkeit mehr.
Zunächst diente der Fliegerhorst als Ausbildungs- und Trainingsbasis, eine wesentliche Funktion war es, den Piloten Erholung und Ablenkung zu bieten. Dazu gab es ein eigenes Kino und sogar eine Fußballmannschaft; in der Saison 1943/44 belegte der Luftwaffensportverein Markersdorf in der Liga Donau/Alpenland den 6. Platz noch vor Rapid Wien. Die Härten des menschenverachtenden Krieges wurden aber bald auch in Markersdorf spürbar. Bereits 1941 erfolgte die Einrichtung eines Kriegsgefangenenlagers mit 5 Baracken. Gegen Ende des Krieges fungierte der Fliegerhorst zunehmend als Kampfbasis, die Lebenserwartung der Piloten lag 1944 bei 3 Monaten. In diesem Jahr wurde im Umfeld des Flugplatzes eine Widerstandsgruppe gegründet. Ziel war es, kritische Infrastrukturen wie Brücken und Bahnanlagen vor der Zerstörung zu retten. Die Bemühungen scheiterten und drei Akteure wurden am 3. Mai 1945 von einem NS-Erschießungskommando hingerichtet. Bereits im Sommer 1944 wurde der Fliegerhorst massiv bombardiert, zu Kriegsende galten die Anlagen als weitestgehend zerstört.
Die Filmchronisten trafen in Markersdorf die letzten Zeitzeugen und besuchten die Ruinen und Überreste dieses bizarren nationalsozialistischen Großprojektes. Christine Kleebinder etwa war beim Spatensicht des Fliegerhorstes 1939 mit Hermann Göring dabei, andere Markersdorfer erinnern sich noch an den Hochbetrieb, den sie teilweise hautnah erlebten. Präsentiert werden auch Objekte und Fundstücke aus den Kriegsjahren, die die Einheimischen im Lauf der Jahre auf dem Gelände auffinden konnten. Der Historiker Stephan Roth vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands hat die Geschichte des Fliegerhorst Markersdorf, insbesondere auch jene der Widerstandsgruppe, aufgearbeitet und führt durch den Film.
Film: fox&fox Media
© Original TV, 2018