Die Weberinnen

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Anbau von Flachs zur Erzeugung von Leinen auch im alpinen Mostviertel weit verbreitet. Die geerntete Faserpflanze wurde versponnen und auf bäuerlichen Webstühlen zu Stoffen verarbeitet. Auch die Schafwolle galt als hervorragender Rohstoff für die Hausweberei, sodass die kleinbäuerlichen Betriebe Kleidung und verschiedene Gebrauchstextilien in hohem Ausmaß selbst herstellen konnten. In Lunz gab es sogar ein eigenes Weberhaus, dass über mehrere Jahrhunderte als Zentrum der lokalen Textilproduktion fungierte.

Die Lunzerin Rosa Stängl interessierte sich schon als Schülerin für die Weberei. In den 1960er- und 1970er-Jahren, als dieses Handwerk schon kaum mehr praktiziert wurde, begann sie das alte Wissen zu dokumentieren und entwickelte zusammen mit einer engagierten Damenrunde Ideen für die Reaktivierung der alten Web-Kulturen. Diese Bemühungen gipfelten 1998 in der Gründung des Lunzer Webermarktes. Im Mittelpunkt stand hier von Anbeginn die Arbeit auf historischen Webstühlen und die Vermittlung traditionellen Wissens rund um die lokale Stoffverarbeitung. Der Webermarkt entwickelte sich bald zu einem international ausstrahlenden Event und Lunz zu einem Zentrum dieser wiederentdeckten Handwerkskunst.

Mit dem steigenden Bewusstsein um die Probleme der globalen Textilindustrie gewinnen lokale Alternativen, wie sie die Lunzer Weberinnen aufzeigen, immer mehr an Bedeutung. Und immer öfters gelingt auch der Brückenschlag zur jungen Generation, die das in Lunz hochgehaltene kulturelle Erbe auch unter dem Gesichtspunkt der hier gegebenen vorbildlichen Nachhaltigkeit in die Zukunft trägt.

Film: TV Original